Herzklappenchirurgie
B. Langhammer
Die Herzklappen sind Gewebetaschen oder -segel, die für die linke und rechte Herzkammer als Einlass- oder Auslassventil dienen. Die Funktionsstörung der Herzklappen besteht entweder in einer Verwachsung, Verdickung oder Verkalkung, die zu einer Einengung führt, oder aber in Ausweitungen oder Einrissen der Klappen, die kein vollständiges Schliessen der Klappen mehr zulassen. Sowohl verengte wie auch undichte Klappen führen zu einer vermehrten Arbeitsbelastung des Herzmuskels und können schliesslich in ein Herzversagen münden. Wenn Sie unter einer erkrankten Herzklappe leiden, können Sie den Verlauf der Krankheit beeinflussen, indem Sie Ihre Klappe schützen. Wichtig sind regelmässige Besuche bei Ihrem Herzspezialisten, die disziplinierte Einnahme der richtigen Medikamente, Vorbeugen von Infektionen (Endokarditis Prophylaxe, gute Mundpflege) und der rechtzeitige Entscheid zur Herzklappenoperation.
Ersatz mit Klappenprothese
Wenn die erkrankten Klappe nicht erhalten werden kann, wird diese durch eine Klappenprothese ersetzt. Die erkrankte Klappe wird entfernt und eine neue Klappenprothese eingesetzt. Wir sprechen von "mechanischen" oder "biologischen" Klappenprothesen. Als mechanische Klappen werden sogenannte Doppelflügelklappen verwendet. Der Vorteil dieser Klappen ist, dass sie eine praktisch unbegrenzte Lebensdauer haben, jedoch muss eine lebenslange Blutverdünnung eingenommen werden, damit sich keine Blutgerinnsel bilden. Biologische Klappenprothesen sind der menschlichen Herzklappe sehr ähnlich, die Gewebetaschen bestehen jedoch aus tierischem Gewebe. Im Gegensatz zu den mechanischen Klappen braucht es hier keine langfristige Blutverdünnung, dafür haben diese Klappen eine kürzere Lebensdauer. Sie beträgt in der Regel 10 bis 20 Jahre. Die moderne Herzklappenchirurgie zeichnet sich durch zwei neue Verfahren aus:
- die Klappen-erhaltende Chirurgie
- die minimal invasive Chirurgie
Klappen-erhaltende Chirurgie
Erkrankte Herzklappen werden vom Chirurgen repariert ("rekonstruiert") oder komplett ersetzt. Die Mitralklappe ist die am besten rekonstruierbare Herzklappe. Auch die Trikuspidalklappe und die Aortenklappe können in einigen Fällen mit speziellen Techniken repariert werden. In den letzten Jahren hat dieses Verfahren eine rasante Entwicklung genommen. Anhand von neuen diagnostischen Tests und in Abhängigkeit des Alters, der Herzstruktur und des Lebensstils können Sie zusammen mit unseren Herzspezialisten die für Sie am besten geeignete Operationstechnik bestimmen. Bei der Reparatur stellen moderne, chirurgische Techniken, teilweise ohne künstliche Materialen, die eigene Klappe wieder her. Die Vorteile der rekonstruktiven Herzklappenchiurgie sind:
- Geringeres Infektionsrisiko
- Vermeiden von lebenslänglicher Blutverdünnung
- Erhalten der Herzmuskelkraft
Minimal invasive Chirurgie
Bei der traditionellen Klappenchirurgie wird der Chirurg das Brustbein ganz spalten, um direkten Zugriff zu allen Herzstrukturen zu haben. Dieses Verfahren wird heutzutage nur noch bei kombinierten Eingriffen verwendet (d.h. Operationen von mehr als einer Klappe oder mit zusätzlichen Bypässen etc.). Minimal invasive Herzklappenchirurgie ist ein Eingriff durch kleinere Hautschnitte und teilweise sogar ohne Herzlungenmaschine. Anhand der diagnostischen Tests wird Ihr Chirurg im Inselspital beurteilen können ob Sie ein Kandidat für eine minimal invasive Herzklappenchirurgie sind.